Investition in die Pflegeausbildung
Für 3,6 Millionen Euro entsteht ein Anbau für das Bildungszentrum Weser-Egge – Digitalisierungskonzept wird gefördert
Spatenstich für den drei geschossigen Anbau am Bildungszentrum Weser-Egge (von links): Katharina Neubert (Regionale 2022), Christian Jostes (KHWE-Geschäftsführer), Ute Pägel (Leitung Bildungszentrum Weser-Egge), Marcel Giefers (Verwaltungsratsvorsitzender), Hermann Temme (Bürgermeister Brakel) und Rainer Krekeler (Architekt).
Brakel. Ein Meilenstein in der Geschichte des Bildungszentrums Weser-Egge, die 1973 mit Krankenpflegeunterricht in der Brakeler Landwirtschaftsschule begann: In den nächsten Monaten laufen die Bauarbeiten für einen dreigeschossigen Anbau am heutigen Standort an der Danziger Straße. Für die inzwischen rund 300 Pflegeschüler wird erweitert und modernisiert – und alles auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
KHWE-Chef: "Pflegeausbildung muss attraktiver werden."
Vor allem für seine innovativen Lehransätze sowie das Digitalisierungskonzept erhält das Bildungszentrum eine finanzielle Förderung durch das Regionalentwicklungsprojekt EFRE der Europäischen Union. Die andere Hälfte der Kosten übernimmt die Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) als Träger des Bildungszentrums.
Es ist eine wichtige Investition in die Zukunft. Nicht nur der Pflegeberuf, auch die Pflegeausbildung muss attraktiver werden. Und wir wollen hier unserem Nachwuchs etwas bieten
In den neuen Räumlichkeiten werden unter anderem sogenannte "Skill Labs" geschaffen. Neben einer Intensivpflegeeinheit werden Kranken- und Pflegezimmer, die sowohl mit neuester medizinischer Ausstattung als auch mit Kameratechnik ausgerüstet sind, eingerichtet. In ihnen sollen die Schüler realitätsnah praktisch üben und dann anhand der Videoaufzeichnungen lernen. Schließlich legen sie dort auch "Performance-Prüfungen" ab. "Die Schüler verhalten sich anders, wenn sie unter sich sind und gleichzeitig haben wir Lehrkräfte am Monitor einen besseren Überblick. Am Ende geht es darum, die Handlungsfähigkeit und Selbständigkeit der Schüler von Anfang an zu fördern, nicht nur in den praktischen Ausbildungseinheiten, sondern auch hier am Bildungszentrum", erklärt Schulleiterin Ute Pägel.
Von Tablets bis Virtual Reality
Zum digitalen pädagogischen Konzept gehören auch die Ausstattung aller Schüler mit Tablets sowie aller Klassenräume, auch im "alten" Teil des Bildungszentrums, mit elektronischen Tafeln und der Ausbau des WLANs. Derzeit wird außerdem an einem neuen Projekt gearbeitet, mit dem Virtuelle Realität (VR) Einzug ins Klassenzimmer erhalten soll. Dazu werden Pflegezimmer digitalisiert, in denen die Schüler sich mit speziellen Brillen virtuell bewegen können und Lerninhalte vermittelt bekommen. Ein entsprechendes Konzept soll noch in diesem Herbst erarbeitet werden.
"Es sind genau solche Projekte, die wir fördern wollen: Pflege ist ein Thema, das uns alle irgendwann betrifft und hier wird dem Fachkräftemangel im ländlichen Raum mit innovativen Ideen begegnet", sagt Katharina Neubert von der OstWestfalenLippe GmbH. Sie hat die Projektqualifizierung bis zur Auszeichnung als Projekt der REGIONALE 2022, einem Infrastrukturprogramm des Landes NRW begleitet.
Baulich sieht der neue Campus neben Klassenräumen auch zusätzliche Lern- und PC-Arbeitsplätze, Aufenthaltsräume sowie eine Dachterrasse als Außenbereich vor. Es entsteht außerdem ein Multifunktionsraum, der in seiner gesamten Größe als neue Schulaula genutzt werden kann. Insgesamt wird die Fläche des Bildungszentrums auf fast das Doppelte erweitert, von 1000 auf 1900 Quadratmeter.
Der Neubau soll zum Schulbeginn 2021 in Betrieb gehen. Perspektivisch will das Bildungszentrum auch sein Angebot an Aus- und Fachweiterbildungen für die Pflege erweitern, beispielsweise durch Teilzeitangebote oder fachbezogene Weiterbildungen und Studiengänge. "Wir prüfen ständig, wo Bedarf ist und wir selbst ausbilden können. Wir bieten beispielsweise jetzt im dritten Jahrgang schon das Bachelor-Studium Healthcare ausbildungs- und berufsbegleitend an", sagt Ute Pägel.